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Christoph Faulhaber

Para Social

24 Juli - 30 August 2020 - St. Petri zu Lübeck

Bei Para Social (2018/20) des Hamburger Künstlers Christoph Faulhaber handelt es sich um eine interaktive Arbeit aus
mehreren, im Durchmesser drei Meter großen, verschieden farbigen Gummibällen. Sie liegen parallel im Kirchenraum von St. Petri, und Besucher müssen sich durch leichtes Bewegen der Objekte ihren Weg zwischen den Bällen bahnen. Eine Betracht-ungsart der Installation lenkt den Blick auf den Charakter eines Spektakels und einer Infantilisierung bis Profanisierung, die niedlich oder lächerlich, bunt aussieht, aber bedrohlich wirkt – wie ein riesiges Bällebad bei Ikea.
Ganz aktuell in der Corona-Krise steht die Lesart unter dem Begriff des „social distancing“ im Vordergrund. Para Social verdeutlicht interaktiv, was die Mitglieder einer Gesellschaft auseinander drängt, was dazwischen steht oder angewachsen ist, mit welcher Umsicht, Vorsicht, Angst und welchem Grad an Kontrolle wir diese neuen Räume (von Angst und Sicherheit) durchqueren. Unter parasozialer Interaktion wird ein besonderes soziales Verhalten verstanden, gekennzeichnet dadurch, dass ein Akteur mit Individuen oder Gruppen interagiert, deren Hörbereitschaft, Antwortfähigkeit oder gar Existenz völlig dahinstehen, jedoch organisatorisch fingiert werden – wie mit den überdimensionierten Bällen in der Ausstellung in der Petri-Kirche. „Das Phänomen ist sehr alt,“ schreibt der Medienwissenschaftler Lars Rummel. „Agnostisch genommen fällt auch das Gebet darunter, beziehungsweise seit der Ur- und Frühgeschichte das innere Gespräch mit Verstorbenen. Wissenssoziologisch fällt es in den Bereich der gesellschaftlichen Konstruktion der Wirklichkeit.“

Eine Kooperation der Overbeck-Gesellschaft und des St. Petri Kuratoriums.

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Ausstellungseröffnung Christoph Faulhaber - Revolution und Architektur am Freitag (15.06.2018) in Osnabrück (Niedersachsen). Foto: Friso Gentsch
Christoph Faulhaber, Para Social, 2017, Installationsansicht Kunsthalle Osnabrück, © Friso Gentsch