Mary-Audrey Ramirez
xoxo winter is coming
Technik, vornehmlich jene des digitalen Zeitalters, und Kreatürlichkeit stehen im Mittelpunkt der in Luxemburg geborenen und Berlin lebenden Künstlerin Mary-Audrey Ramirez (*1990 in Luxemburg-Stadt). »Nach der industriellen Revolution kam eine Trennung vom Maschinellen und der Natur«, sagt sie. »Wir können gar nicht mehr zurück zur Natur, in eine vorindustrielle Zeit, aber die Technik ist längst nicht so weit entwickelt, dass wir uns nur dem anpassen könnten«. Ramirez konfrontiert uns oftmals mit lebensgroßen Tieren aus Stoffmaterialien, die eine gewisse Unbedarftheit vermitteln, wie das sechsbeinige Pferd des Odin, das in der Arbeit „Odin is trapped“ (2019) unter einem goldenen textilen Gerippe samt Reiter steht.
Figürlich entnommen ist es aus dem Videosspiel „Final Fantasy VIII“ (1999), in dessen Umgebung es dann doch nicht so harmlos erscheint. Anders verhält es sich mit den zahlreichen Krähen in der Installation „Pls don’t die“ (2019), die an einer Wand angesammelt, ein ähnliches Horrorszenario vermitteln wie die Flugscharen in Alfred Hitchcocks Film Die Vögel (1963). Bei Ramirez sind diese Tiere jedoch bereits unschädlich gemacht, von goldenen Pfeilen durchbohrt und an die Wand genagelt. Mittels der Nähmaschine überträgt Ramirez die Meta-Realität des Online-Rollenspiel-Kosmos in die haptische Realität des Ausstellungsraums, der ja auch nach bestimmten Ordnungssystemen funktioniert. Ihre Kreaturen spielen mit Symboliken oder gesellschaftlichen Distinktionen und lassen eine Vielzahl von Lesarten zu.
Die Künstlerin integriert in ihre installativen Arbeiten stets Soundcollagen, Performances und selbst entwickelte Videospiele, sodass ein interaktives Arrangement entsteht, in das der Besucher stets eingebunden ist. Eine derartige partizipatorische Komponente, mit Bezug zur Installation „Pls don’t die“, wird Mary-Audrey Ramirez auch für die Ausstellung im Overbeck-Pavillon konzipieren.