Greg Gorman und Gary D. Johns

Homage ist Gemeinschaftsprojekt des Fotografen Greg Gorman (*1949 in Kansas City, lebt in Los Angeles) und des Künstlers Gary Johns (*Pennsylvania, lebt in Los Angeles). Im Zentrum ihrer Zusammenarbeit steht Ihre Bewunderung für die traditionellen Holzschnitzereien der vielen oft unerkannten, indigenen afrikanischen Künstlerinnen und Künstler. 

Greg Gorman verspürte bereits seit seiner Jugend die emotionale und mystische Wirkung, die afrikanische Stammeskunst auf ihn ausübte, und fing an eine Sammlung aufzubauen. Als Fotograf interessiert ihn vor allem der figürliche Aspekt der Statuen und Masken. Damit reiht er sich ein in eine Liste von Künstlern wie Pablo Picasso, Georges Braque oder Amedeo Modigliani, die seit Anfang des 20. Jahrhunderts in der afrikanischen Kunst eine wichtige Inspirationsquelle sahen. Gorman fing an, seine Sammlung zu fotografieren; aber nicht als reine Dokumentation, vor neutralem Hintergrund und mit neutralem Licht, sondern er wandte die Stilmittel der Portraitfotografie an. 

Die Schnitzwerke hatten ursprünglich eine symbolische Funktion für die Stammesgemeinschaften. Sie stellten zum Beispiel die Idee einer Gottheit dar, und konnten für rituelle oder religiöse Handlungen genutzt werden. Durch seine individuellen fotografischen Stilmittel, wie den Einsatz von Licht, verstärkt Gorman die Eigentümlichkeit der Arbeiten. Das Symbolische wird um individualisierte Aspekte erweitert, ohne dass die ursprüngliche Figur verschwindet. Im Zuge der Corona-Pandemie wuchs die Idee diese Fotos für ein Projekt zu nutzen. Gorman bat Gary Johns seine Bilder zu manipulieren, also mit den eigenen künstlerischen Mitteln zu verändern und zu erweitern. Johns begann mit Texturen, Rastern, Fotografien, Malerei, Zeichnung, Objekten und Collagetechniken die Fotos zu bearbeiten. Auf diese Weise sind Dialogpaare entstanden, die an den Wänden der Ausstellung zu sehen sind. Gemeinsam blicken sie auf die Originalskulpturen im Zentrum der Ausstellung.

Mit der Präsentation der Holzskulpturen in der Mitte der St. Petri-Kirche kontextualisieren Gorman und Johns den Ursprung der (westlichen) Kunst in Afrika. Auf subtile Weise thematisieren sie kulturell die Aneignung der afrikanischen Stammeskunst durch die europäischen Modernisten des 20. Jahrhunderts und gesellschaftspolitisch den europäischen (Post-) Kolonialismus. Durch ihre gemeinschaftliche Arbeit interpretieren sie den Zweck und die Essenz der Stammestücke neu und betonen ihre Bedeutung als Quelle kreativer künstlerischer Auseinandersetzung in der sogenannten westlichen Welt seit der Moderne. Gleichzeitig basiert die Auseinandersetzung von Gorman und Johns auf der Überzeugung, „dass neue Kunst ohne alte Kunst mit ihren Wurzeln im Mythos und ihren komplexen Prozessen ständiger Wiederholung und Veränderung nicht denkbar ist. Für die Literatur brachte es William Faulkner auf den Punkt: ‚There is no was'’ (Harald Falckenberg). Die Ausstellung Homage ist ein beeindruckendes Resultat der Zusammenarbeit von Greg Gorman und Gary Johns, die gleichzeitig ein tieferes spirituelles Verständnis der ursprünglichen Schnitzereien und eine Dialektik zur Bestimmung ihres Stellenwerts ermöglicht.